Der Frauenarztbesuch

Viele junge Frauen, die zum ersten Mal zum Gynäkologen gehen, sehen diesem Termin mit einem mulmigen Gefühl entgegen. Die Angst vor der ungewohnten und intimen Situation ist verständlich. Doch fast alle Mädchen kommen nach ihrem ersten Termin erleichtert aus der Praxis: „War ja alles halb so wild!“

Die meisten Mädchen sind unsicher – und hinterher erleichtert!

Egal, ob ein Mädchen nur zur allgemeinen Kontrolluntersuchung kommt oder gleich ein konkretes Anliegen, zum Beispiel Verhütungsfragen oder eine Erkrankung wie Scheidenpilz, hat: Vor dem ersten Besuch bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt ist die Unsicherheit groß. Was wird bei der körperlichen Untersuchung genau gemacht? Tut das weh? Wird vorher geredet oder muss man sich gleich auf den Stuhl setzen? Wo zieht man sich eigentlich aus?


Junge Patientinnen werden meist besonders nett empfangen

Erst mal zur Beruhigung: In fast allen Frauenarztpraxen herrscht eine wirklich nette und sehr entspannte Atmosphäre. Gerade junge Patientinnen werden oft besonders freundlich empfangen – Ärzte und Praxispersonal wissen schließlich genau, wie aufgeregt und verunsichert sie häufig sind. Wenn Du in der Praxis angekommen bist, sagst Du an der Anmeldung einfach Deinen Namen und dass Du einen Termin hast. Nachdem Du Deine Versichertenkarte abgegeben hast, musst Du erst mal einen Fragebogen zu Deinem allgemeinen Gesundheitszustand (z.B. Krankheiten, Allergien) ausfüllen. Danach wird Dein Blutdruck gemessen und in Deine Patientenkarte eingetragen – und dann geht’s ins Wartezimmer.

So läuft der erste Besuch beim Frauenarzt meist ab

Wenn Du aufgerufen wirst, gehst Du zu Deinem Arzt oder Deiner Ärztin ins Zimmer. Dein Termin wird dann ungefähr so ablaufen:

Gespräch am Schreibtisch des Frauenarztes+

Er möchte wissen, wie es Dir ganz allgemein geht – und warum Du einen Termin hast (jetzt kannst Du zum Beispiel sagen, dass Du eine Verhütungsberatung möchtest oder Deine Beschwerden, wie Schmerzen oder Juckreiz nennen). Dann wird Dich der Arzt auf nette Weise ein bisschen „ausfragen“: Zum Beispiel, ob Du Deine Regel immer pünktlich bekommst, ob Du rauchst, ob Du einen Freund hast, ob Ihr schon miteinander geschlafen habt. Vielleicht fragt er Dich auch, wie es in der Schule läuft oder wie Du Dich mit Deinen Eltern verstehst – einfach, um Dich ein bisschen besser kennenzulernen. Zum Schluss erklärt Dir Dein Arzt ganz genau, wie eine körperliche Untersuchung ablaufen wird.

Kleidung ablegen+

Meist gibt es eine kleine Kabine (Vorhang) direkt neben dem Untersuchungsstuhl. Du gehst hinein und ziehst Hose und Slip aus. Wenn Du einen Rock oder ein Kleid trägst, reicht es meist, nur den Slip auszuziehen. Pulli, Bluse oder T-Shirt – und auch deine Strümpfe – kannst Du anlassen.

Untersuchung auf dem Gynäkologen-Stuhl+

  • Du setzt dich ganz bequem auf den Stuhl, den der Arzt meist noch etwas nach hinten kippt, um Dich gut untersuchen zu können. Bevor es losgeht, wird der Arzt Dir jeden seiner Untersuchungsschritte erklären, sodass Du keine Angst vor Überraschungen haben brauchst.
  • Zunächst untersucht der Arzt Deinen Bauch, da dort Gebärmutter und Eierstöcke liegen. Er schaut ihn sich genau an und tastet ihn vorsichtig ab. Dabei achtet er darauf, ob sich alles weich anfühlt und ob Dir das Abtasten irgendwo Schmerzen bereitet.
  • Erst jetzt beginnt das, wovor du ein bisschen Bammel hast – versuche trotzdem, entspannt zu bleiben! Wie bei der Bauch-Untersuchung schaut sich der Arzt die Scheide erstmal nur an – erst danach tastet er sie ab. Keine Sorge, das läuft ganz hygienisch ab: Der Arzt desinfiziert sich vor der Untersuchung die Hände und streift Einmal-Handschuhe über. Zuerst schaut sich der Arzt die äußere Scheide und die Schamlippen an. Dabei achtet er auf Veränderungen der Haut oder Anzeichen für Erkrankungen, wie Entzündungen.
  • Meist erfolgt dann die Untersuchung mit dem „Spekulum“: Dies ist ein Untersuchungsgerät, mit dem man die Scheide sanft entfalten und dann das Innere der Scheide betrachten kann. Du brauchst keine Angst vor der Spekulum-Untersuchung zu haben. Für alle Patientinnen gibt es die geeignete Größe und es tut nicht weh. Der Arzt betrachtet die Scheidenwände und beurteilt den Ausfluss. Am Ende der Scheide befindet sich der Gebärmutterhals mit dem Muttermund, der Eingang zur Gebärmutter, den der Arzt nun auch betrachtet. Häufig folgt nun ein „Abstrich“: Dabei werden mit einem kleinen, weichen Bürstchen Zellen von Deinem Muttermund „abgewischt“ (das kann ein bisschen zwicken, dauert aber nur wenige Sekunden). Die Zellen sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht sehen kann. Daher werden sie anschließend unter einem Mikroskop genau betrachtet. Meist schickt der Arzt die Probe dazu in ein Labor. Das Ganze dient zur Früherkennung und Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs: Sehen die Zellen anders aus als erwartet, kann dies ein Hinweis auf eine Erkrankung sein. Im Falle des Falles geht der Arzt so auf Nummer sicher, die Krankheit frühzeitig erkennen und behandeln zu können – auch wenn man sich selbst noch kerngesund fühlt. Manchmal wird zusätzlich noch ein Abstrich angefertigt um die Scheidenflora und das Vorliegen einer Entzündung zu untersuchen.
  • Im Anschluss an die Spekulum-Untersuchung erfolgt die Tastuntersuchung. Hierbei führt der Arzt vorsichtig einen Finger in die Scheide ein und tastet mit der anderen Hand gleichzeitig den Bauch ab. So kann er Größe, Lage und Form von Eierstöcken und Gebärmutter beurteilen.

Das war’s schon!

Die Untersuchung auf dem Gynäkologen-Stuhl dauert selten länger als fünf Minuten. Danach kannst Du Dich wieder anziehen und zum abschließenden Gespräch am Schreibtisch Platz nehmen. Wenn Du ein Rezept (z.B. für die Pille oder ein Medikament) benötigst, wird es Dir die Gynäkologin oder der Gynäkologe jetzt ausstellen und Dir genau erklären, wann und wie Du das Medikament oder Verhütungsmittel anwenden musst.

Keine Angst vor peinlichen Momenten!

Über das Gespräch mit Deinem Frauenarzt machst Du Dir am besten im Vorfeld gar nicht groß Gedanken. Die meisten Gynäkologen sind sehr sensibel und geübt, was vermeintlich unangenehme Gesprächsthemen angeht. Tipp: Beschreibe Deine Beschwerden einfach so, als würdest Du mit Deiner Mutter oder besten Freundin sprechen. Ganz normal und unbefangen. Fast immer reichen dem Arzt schon wenige Stichworte, um zu verstehen, was Du meinst. Falls es Dich beruhigt, kannst Du übrigens auch Deine Mutter oder Freundin mit zum ersten Frauenarzt-Termin nehmen. Das machen sehr viele junge Frauen so!

Schweigepflicht

Frauenärzte unterliegen der Schweigepflicht. Das bedeutet: Sie dürfen über Behandlungen, Erkrankungen oder Rezepte niemandem – auch nicht Deinen Eltern gegenüber – Auskunft geben, wenn Du das nicht willst. Nur wenn sich Mädchen unter 14 Jahren die Pille verschreiben lassen wollen, müssen die Eltern zustimmen.