Was kann die Pille noch?

Die Pille bietet nicht nur einen sicheren Verhütungsschutz.

Sie hat oft auch einige vorteilhafte Nebeneffekte. Bevor man sich also für eine bestimmte Pille entscheidet, ist es ratsam, Vor- und mögliche Nachteile, die durch eine bestimmte Wirkstoffkombination auftreten können, mit dem Frauenarzt zu besprechen.

Zykluskontrolle +

Alle Pillen sorgen neben der Vermeidung einer ungewollten Schwangerschaft auch für eine gute Zykluskontrolle. Frauen können so meist auf den Tag genau den Beginn ihrer Periode voraussagen. Normalerweise tritt die Blutung zwei bis drei Tage nach der Einnahme der letzten wirkstoffhaltigen Tablette ein. Auch die Dauer der Blutung variiert selten. Blutungsdauer und Blutungsstärke sind im Vergleich zur natürlichen Menstruation häufig geringer. Dies liegt daran, dass sich die Gebärmutterschleimhaut unter der Pilleneinnahme nicht so stark aufbaut. Eine gute Zykluskontrolle kommt besonders Mädchen und jungen Frauen zu Gute, die häufig unter schmerzhaften, starken und unregelmäßigen Blutungen leiden. Soll die Periode aus bestimmten Gründen, beispielsweise Reisen, Wettkämpfen oder Prüfungen, verschoben werden, ist dies durch die verlängerte oder auch verkürzte Einnahme der Pille möglich. Die Einnahme sollte jedoch nicht mehr als sieben Tage verkürzt werden, da sonst der Empfängnisschutz beeinträchtigt sein kann.

Endometriose +

Die Endometriose ist eine gutartige Erkrankung, die häufig zu Schmerzen bei der Regelblutung führt. Bei der Endometriose siedelt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter, vor allem in der Bauchhöhle, an den Eierstöcken oder den Eileitern an. Bei Frauen, die an einer nicht zu stark ausgeprägten Endometriose leiden, kann die Einnahme der Pille einen positiven Effekt haben. Regelschmerzen, medizinisch Dysmenorrhoe genannt, lassen sich hierdurch lindern. Nach Rücksprache mit dem Arzt kann es sinnvoll sein, die Pille durchgehend, also im Langzyklus, anzuwenden um die schmerzhafte Regelblutung zu vermeiden. >Durch die Pille wird die eigene Östrogenproduktion unterdrückt, wodurch sich die Gebärmutterschleimhaut nicht mehr so stark aufbaut. Dies gilt auch für die Schleimhaut außerhalb der Gebärmutter, sodass das Wachstum der Endometriose gebremst wird. Diese Wirkung wird hauptsächlich durch die Gabe des Gestagens erzielt, das in diesem Fall höher dosiert oder stark wirksam sein sollte. Hier kommen zum Beispiel die Wirkstoffe Dienogest oder Levonorgestrel in Kombinationspräparaten mit Ethinylestradiol in Frage.

PMS +

Viele Frauen leiden in der Woche vor dem Eintreten ihrer Menstruationsblutung unter Stimmungsschwankungen, Brustschmerzen, Wassereinlagerungen, Müdigkeit oder einem aufgeblähten Bauch. Diese Symptome sind typisch für das sogenannte Prämenstruelle Syndrom, kurz PMS. Durch die Einnahme der Pille, insbesondere durch die durchgehende Einnahme ohne Pause im sogenannten Langzyklus, lassen sich die PMS-Beschwerden häufig deutlich mindern. Für einen Langzyklus sind aber nicht alle Pillen geeignet, sondern vor allem die sogenannten Einphasenpräparate. Frauen, die sich für einen Langzyklus entscheiden, sollten dies im Vorfeld mit dem behandelnden Frauenarzt besprechen.

Krebserkrankungen +

Studien haben gezeigt, dass bestimmte Krebsarten, zum Beispiel Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), bei Frauen, die die Pille anwenden, seltener auftreten. Experten konnten anhand dieser Studien belegen, dass die mehrjährige Anwendung der Pille einen langanhaltenden Schutz vor Eierstockkrebs bieten kann. Dass diese Krebsform seltener auftritt, lässt sich darauf zurückführen, dass die Eierstöcke während der Pilleneinnahme weniger aktiv sind. Auch das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom) vermindert sich durch die Einnahme der Pille. Der Grund hierfür liegt in der ausbleibenden oder geringen Stimulation des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut, die während eines natürlichen, pillenunabhängigen Zyklus normal wäre.

Akne +

Eine meist harmlose, aber für die Betroffenen äußerst unangenehme Erkrankung ist die Akne. Sie gilt als die häufigste Hauterkrankung: Etwa 85 % der Menschen haben im Laufe ihres Lebens mit ihr zu tun. Eine Akne kann zu unterschiedlichen Hautveränderungen führen. Typischerweise zeigt sich ein gemischtes Bild aus hautfarbenen Knötchen bis hin zu rötlichen Pusteln. Akne tritt meist während der Pubertät in Erscheinung und macht gerade Mädchen und jungen Frauen zu schaffen, insbesondere da sie bevorzugt sichtbare Körperpartien wie Gesicht, Dekolleté und Schultern befällt. Die Erkrankung ist zu einem großen Teil hormonell bedingt: Ein Überschuss an dem männlichen Hormon Testosteron führt zu einer übermäßigen Talgproduktion in den Talgdrüsen der Haut, was als androgener Effekt bezeichnet wird. Die Haut erscheint dadurch zum einen fettig und es entstehen Mitesser. Zum anderen ist Talg ein guter Nährboden für Bakterien, die Talgdrüsen entzünden sich und es kommt zur Aknebildung. Die Pille kann in gewissem Ausmaß der Wirkungen der männlichen Hormone entgegenwirken und so einen positiven Einfluss auf die Akne haben. Dieser antiandrogene Effekt ist, neben dem Östrogen, vor allem auf die enthaltenen Gestagene zurückzuführen. Zu den Gestagenen mit den stärksten antiandrogenen Effekten gehören Cyproteronacetat, Dienogest, Drospirenon sowie Chlormadinonacetat. Hierbei ist zu beachten, dass die verschiedenen Gestagene mit einem unterschiedlich hohen Risiko behaftet sind, eine venöse Thrombose, also ein Blutgerinnsel in einer Vene, zu begünstigen. So gilt das Thromboserisiko nach aktueller Studienlage als höher, wenn man eine Pille mit dem Gestagen Drospirenon einnimmt, als wenn man eine Pille mit dem Gestagen Levonorgestrel einnimmt. Allerdings hängt das Risiko auch von der Dosierung der Wirkstoffe ab. Heutzutage werden Pillen hergestellt, die sehr geringe Mengen an Östrogenen und Gestagenen enthalten, die sogenannten Mikropillen. Insgesamt ist das Thromboserisiko, das von der Einnahme solcher Pillen ausgeht, gering.